5Sankt-Blasii-Kirche

Blasiikirchplatz

Annonce zum Luthertag mit Hakenkreuz
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Annonce zum Luthertag am 10. November 1933 (Kreisarchiv Landkreis Nordhausen)
Altarraum mit Hakenkreuz- und Kirchenflagge
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Beflaggter Altarraum in der St.-Jacobi-Kirche, undatiert (Stadtarchiv Nordhausen)

Nordhausen zählte zu den ersten deutschen Städten, die sich der Reformation anschlossen. Entsprechend bedeutend ist die Rolle, die die Evangelische Kirche bis heute im Leben der Stadt einnimmt. Schon bald nach der nationalsozialistischen Machtübernahme schloss sich ein Großteil der evangelischen Geistlichen in Nordhausen der NS-Bewegung an, so nah lagen die ideologischen Vorstellungen von „Deutschen Christen“ und Nationalsozialist:innen beieinander. Innerkirchliche Opposition blieb marginal.

Die protestantische Kirche Deutschlands spaltete sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in zwei Hauptströmungen, deren Konflikt im Kirchenkampf der 1930er-Jahre gipfelte. Die Deutschen Christ:innen folgten in ihren kirchenpolitischen Zielen den Nationalsozialist:innen und teilten deren „Führerprinzip“ und Rassenideologie. Sie erreichten bei den Kirchenwahlen 1933 die absolute Mehrheit in der Führungsebene der deutschen Evangelischen Kirche. Die als Gegenbewegung entstandene „Bekennende Kirche“ versuchte, die evangelischen Glaubensgrundsätze zu schützen, akzeptierte aber den administrativen Führungsanspruch der Deutschen Christ:innen in hohen Kirchenämtern.

In Nordhausen wurde die Ortsgruppe der Deutschen Christ:innen im Juni 1933 unter anderem von Superintendent Theodor Hammer und Pfarrer Trautmann gegründet. Trautmann, Pfarrer der St.-Blasii-Gemeinde, sorgte – wie auch anderenorts im Deutschen Reich üblich – von nun an dafür, dass bei feierlichen Anlässen an kirchlichen Gebäuden die Kirchen- und die Hakenkreuzfahne gehisst wurden. Seine Ehefrau führte als Ortsbeauftragte des „Reichsmütterdienstes“ im Blasiigemeindehaus sogenannte „Mütterschulungen“ durch. Hinter der gemeinnützigen Fassade dieser Kurse standen ideologische Zielsetzungen: Frauen sollten sich ihren Platz in der „Volksgemeinschaft“ durch möglichst viele Geburten von „erbgesunden“ Kindern und deren nationalsozialistische Erziehung verdienen.

Das Martinifest am Luthertag 1933 nutzte die NSDAP zu einer Propagandaveranstaltung. Superintendent Hammer, Oberbürgermeister Sting und der thüringische Gauleiter Sauckel hielten auf dem Adolf-Hitler-Platz am Rathaus Ansprachen. Am selben Abend fand eine öffentliche Bücherverbrennung statt, die von der Hitlerjugend organisiert wurde.

Im Dezember 1933 wurde in Nordhausen von den Gegner:innen der Deutschen Christ:innen die „Bekenntnisfront“ gegründet. Bis 1945 gehörten rund 90 Personen dieser Ortsgruppe der Bekennenden Kirche an. Allerdings trat kein aktiver Pfarrer für die Oppositionsbewegung ein, sodass in Nordhausen keine Kirchengemeinde die Idee der Bekennenden Kirche offiziell vertrat.