Am nordwestlichen Stadtrand von Nordhausen, am Fuße des Kohnsteins, liegt heute die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. „Dora“ wurde Ende August 1943 als Außenlager des KZ Buchenwald gegründet. Im Zuge der Verlagerung der Raketenrüstung von Peenemünde in den Südharz mussten KZ-Häftlinge eine Stollenanlage im Kohnstein zur Raketenfabrik ausbauen. Bald entwickelte sich im Harz ein dichtes Netz von KZ-Außenlagern, die im Herbst 1944 zum selbstständigen KZ Mittelbau zusammengefasst wurden.
Nach der Gründung des Lagers waren die KZ-Häftlinge monatelang unter katastrophalen Bedingungen in den unterirdischen Stollen untergebracht. Erst im Frühjahr 1944 entstand ein oberirdisches Barackenlager. Mehr als 5.000 Häftlinge waren bis dahin bereits an den Folgen von Hunger, mörderischer Arbeit und Misshandlung elendig zugrunde gegangen.
Im Januar 1944 lief die Montage der V2-Raketen im unterirdischen „Mittelwerk“ an. Gleichzeitig veranlasste Rüstungsminister Albert Speer weitere Bauprojekte in der Region um Nordhausen. Dort sollten unterirdische Flugzeugfabriken entstehen. Um die Arbeitskraft von KZ-Häftlingen auf den Baustellen ausbeuten zu können, entstanden in der Region zahlreiche
Als sich Anfang 1945 von Westen her US-amerikanische Truppen näherten, räumte die SS die Mittelbau-Lager. Tausende Häftlinge starben auf den Räumungstransporten und Todesmärschen. Lediglich im Lager Dora und in einem Außenlager in der Nordhäuser Boelcke-Kaserne ließ die SS einige Hundert Kranke und Sterbende zurück. Sie wurden am 11. April 1945 von amerikanischen Soldat:innen befreit. Insgesamt verschleppte die SS zwischen August 1943 und April 1945 mehr als 60.000 Menschen aus fast allen Teilen des besetzten Europa in das KZ Mittelbau-Dora. Mindestens ein Drittel von ihnen hat das Kriegsende nicht überlebt.
Nach der Befreiung waren im Lager Dora zunächst unter amerikanischer, seit Juli 1945 unter sowjetischer Leitung befreite Zwangsarbeiter:innen und KZ-Häftlinge untergebracht. Ab Herbst 1945 diente das Lager ein Jahr lang als Unterkunft für deutsche Vertriebene aus der Tschechoslowakei. Anschließend wurden die Holzbaracken demontiert und alle anderen Gebäude im Lager mit Ausnahme des Krematoriums abgetragen. Nach der Demontage der Produktionsanlagen sprengte die sowjetische Militärverwaltung die Stolleneingänge. Mitte der 1960er Jahre richtete die SED-Kreisleitung Nordhausen die „Mahn- und Gedenkstätte Mittelbau-Dora“ ein. Nach dem Ende der DDR wurde die Gedenkstättenarbeit in Mittelbau-Dora neu konzipiert. Im Mittelpunkt der inhaltlichen Arbeit steht heute das historische Geschehen vor Ort und die Bedeutung Mittelbau-Doras als Modellfall der KZ-Zwangsarbeit.