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Arbeitskarte eine belarussischen Zwangsarbeiterin
Vom Arbeitsamt Nordhausen ausgestellte Arbeitskarte für eine minderjährige belarussischen Zwangsarbeiterin, 18. Januar 1944 (KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora)

Die Arbeitsämter waren die zentrale Institution der Militarisierung und Zwangslenkung des Arbeitsmarktes im Nationalsozialismus. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde das Arbeitsamt Nordhausen zum Hauptakteur bei der Organisation der Zwangsarbeit in der Region.

Das Arbeitsamt Nordhausen unterstand zunächst dem Landesarbeitsamt Mitteldeutschland und seit 1943 dem Gauarbeitsamt Thüringen. Nach dem Novemberpogrom 1938 verpflichtete das Arbeitsamt Nordhausen beschäftigungslose Jüdinnen:Juden aus der Stadt und dem Landkreis zum sogenannten „geschlossenen Arbeitseinsatz“ unter anderem beim Talsperrenbau im Harz.

Nach Kriegsbeginn mussten Firmen ihre Arbeitskräfte beim Arbeitsamt anfordern. Dieses prüfte in Zusammenarbeit mit dem Rüstungsministerium und der Wehrmacht, inwieweit es sich um kriegswichtige Betriebe handelte, und wies dann die entsprechende Anzahl an Zwangsarbeiter:innen zu. Ende 1944 mussten im Gebiet des heutigen Landkreises Nordhausen mindestens 20 000 Männer, Frauen und Kinder aus den von der Wehrmacht besetzten Ländern Europas in Fabriken, auf Baustellen und in der Landwirtschaft Zwangsarbeit leisten - nicht mitgerechnet die rund 40 000 Insassen der Lager des KZ Mittelbau-Dora.

Ein besonders schreckliches Schicksal erlitten etwa 420 italienische Soldaten, die nach dem Ende des deutsch-italienischen Bündnisses im September 1943 in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten waren und im Herbst 1943 vom Arbeitsamt Nordhausen als Zwangsarbeiter für den Ausbau der Stollenanlage im Kohnstein angefordert wurden. Die SS brachte sie mit den KZ-Häftlingen im Stollen unter und ließ sie kräftezehrende Bauarbeiten verrichten. Innerhalb eines halben Jahres starben mehr als 100 der italienischen Soldaten. Wie viele der anderen das Kriegsende erlebten, ist nicht bekannt.