Nordhausen
im Nationalsozialismus – Ein historischer Wegweiser

Chronik

1925 // Neugründung der NSDAP in der Weimarer Republik durch Adolf Hitler. In Nordhausen gründet sich eine NSDAP-Ortsgruppe unter anderem durch den späteren Bürgermeister Heinz Sting.

1932 // Fritz Sauckel, der thüringische Gauleiter der NSDAP, erhält den Vorsitz der Landesregierung und wird zugleich Innenminister.

1933 // Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar durch die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler. // Die "Verordnung zum Schutz von Volk und Staat" (Reichstagsbrandverordnung) legitimiert die Verfolgung von Kommunisten und Sozialdemokraten. // Im Februar muss die sozialdemokratische Nordhäuser Volkszeitung ihr Erscheinen einstellen. // Reichstagswahl im März. In Nordhausen erhält die NSDAP 46,7 Prozent der Stimmen. // "Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich". // Heinz Sting wird Oberbürgermeister. // Nach dem Aprilboykott wird Jüdinnen und Juden der Besuch von Stadtbad, Theater, die Mitgliedschaft in Vereinen und die Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen verboten. // Im Juli wird das "Gesetz zur Verhütung erbkranken Erbgutes" erlassen. // In den evangelischen Gemeinden Nordhausens kommen die "Deutschen Christen" an die Macht.

1935 // Staatsrat Dr. Johannes Meister wird neuer Oberbürgermeister. // Einführung der allgemeinen Wehrpflicht im März. // Am 15. September nimmt der Reichstag einstimmig die "Nürnberger Gesetze" an, die eine Staatsbürgerschaft nach rassistischen Kriterien vorsehen. Die Rechtsstellung der Jüdinnen und Juden wird in der Folgezeit immer stärker beschränkt.1936 // Mit der Einrichtung des Fliegerhorstes und der Boelcke-Kaserne wird Nordhausen Garnisonsstadt.

1937 // Gründung des KZ Buchenwald bei Weimar.

1938 // "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich im März, Besetzung des Sudetenlandes im Oktober. // Antisemitische Pogrome am 9./10. November: Auch in Nordhausen werden die Synagoge sowie Wohnungen und Geschäfte von Juden zerstört.

1939 // Deutscher Einmarsch in die Tschechoslowakei im März. // Mit dem Überfall der Wehrmacht auf Polen am 1. September beginnt das Deutsche Reich den Zweiten Weltkrieg. Die ersten polnischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter werden nach Nordhausen gebracht. // Nach "Blitzkriegen" besetzt die Wehrmacht Frankreich, Belgien, die Niederlande, Dänemark und Norwegen, im Frühjahr 1941 auch Jugoslawien und Griechenland.

1941 // Im besetzten Polen entstehen die Vernichtungslager Majdanek und Auschwitz. 1942 folgen Bełzec, Sobibor und Treblinka. // Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Juni werden Tausende sowjetische Zivilarbeiter und -arbeiterinnen (sog. Ostarbeiter) sowie Kriegsgefangene in den Landkreis und die Stadt Nordhausen verschleppt und dort in zahlreichen Betrieben zur Arbeit gezwungen. // 300 jüdische Frauen aus Wien werden zur Zwangsarbeit in Nordhäuser Tabakfabriken eingesetzt.

1942 // Adolf Hitler ernennt den thüringischen Gauleiter Fritz Sauckel zum Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz, der in dieser Funktion für die Deportation von Millionen Männern, Frauen und Kindern aus den besetzten Gebieten zur Zwangsarbeit im Deutschen Reich verantwortlich ist. // Die noch in Nordhausen verbliebenen Juden werden zur Ermordung in die Vernichtungslager deportiert. // Ein Explosionsunglück in der unterirdischen Heeresmunitionsanstalt Wolkramshausen fordert 145 Tote, viele davon aus Nordhausen.

1943 // Die Niederlage der deutschen Wehrmacht bei Stalingrad bedeutet für das Deutsche Reich den Wendepunkt des Zweiten Weltkrieges. Goebbels propagiert den "Totalen Krieg". // Dr. Herbert Meyer wird am 9. Mai Oberbürgermeister. // Ende August 1943 richtet die SS am Kohnstein das Lager Dora als Außenlager des KZ Buchenwald ein. Die Häftlinge müssen ein unterirdisches Raketenwerk (Mittelwerk) ausbauen.

1944 // Das Lager Dora wird zum eigenständigen KZ Mittelbau. Auch in Nordhäuser Betrieben müssen KZ-Häftlinge arbeiten. // Mit der Verlegung mehrerer Zweigwerke in den Kohnstein richtet der Junkers-Konzern in der Boelcke-Kaserne ein Lager für 6000 zivile Zwangsarbeiter ein. // Im Oktober wird der Nordhäuser Volkssturm eingerichtet, um letzte militärische Kräfte zu mobilisieren.

1945 // Bei britischen Luftangriffen auf Nordhausen sterben am 3. und 4. April mehrere Tausend Menschen. // Amerikanische Soldaten befreien am 11. April einige Hundert KZ-Häftlinge in der Boelcke-Kaserne und im Lager Dora. // Am 15. April setzen die Amerikaner den Sozialdemokraten Otto Flagmeyer als Bürgermeister ein. // Am 8. Mai 1945 endet mit der deutschen Kapitulation der Zweite Weltkrieg in Europa. // Im Juli wird Thüringen Teil der sowjetische Besatzungszone.